Modellwelten für diskrete, ereignisorientierte Systeme und ihre Analyse
- eine Übersicht
Spezialvorlesung (Nr 42569) mit Übungen im Wintersemester 2000/01
Vorlesung Di 10-12, GB V, R 420, Start: 17.10.00
Übung Mo 12-14, GB V, R 420, Start: 23.10.00
Thema:
Diskrete ereignisorientierte Systeme finden sich nicht nur in der
Informatik und eng verwandten Bereichen wie der Telekommunikation,
sondern auch in der Logistik, in der Automatisierung- und
Steuerungstechnik. Zu ihrer Beschreibung wurden zahlreiche
Formalismen entwickelt, denen stets die Vorstellung eines diskreten
Systemzustands und atomarer Zustandsänderungen eigen sind. Als
bekannte Beispiele aus der Informatik seien endliche Automaten
(Mealy-, Mooreautomaten), Prozessalgebren (CCS,CSP) und Petri Netze
(S/T-Netze, CPNs) angeführt. Als Formalismen aus anderen Disziplinen
seien SDL (Telekommunikation), Prozessketten (Logistik) und
Bedingungs/Ereignissystemen (Automatisierungs- und Steuerungstechnik)
genannt.
Ziel der Vorlesung ist es einen Überblick über eine Auswahl
Modellierungsformalismen zu geben und hierbei die
Unterschiede aber auch die Gemeinsamkeiten auf Basis des
unterliegenden Transitionssystems herauszuarbeiten.
Eine wichtige Gemeinsamkeit dieser Notationen ist, daß sie
a) die Beschreibung eines verteilten Zustands zulassen und
b) Zustandsübergänge durch eine Menge von Übergangsregeln
beschreiben, wobei einzelne Regeln typischerweise nur einen Teil der
Zustandsbeschreibung betreffen.
Um die Komplexität großer Systeme beherrschbar zu machen, wird ein
System
zumeist als Menge von Teilsystemen und deren Kopplung betrachtet.
Entsprechend unterscheiden sich viele Notationen darin, auf welche
Art eine Kopplung zwischen Teilmodellen erm"oglicht wird.
Neben den Modellierungsformalismen existieren eine Reihe von
Verfahren zu ihrer Analyse, d.h. zur Ermittlung von funktionalen
oder quantitativen Eigenschaften von Modellen. Durch die gemeinsame
Basis des unterliegenden Transitionssystems, lassen sich entsprechend
in allen Notationen Varianten von Verfahren wiederfinden, die
auf dem unterliegenden Transitionssystem beruhen:
hierzu zählen neben der breit angewendeten Simulation, auch Verfahren
zum
Modelchecking und Verfahren zur numerischen Analyse stochastischer
Prozesse (insbesondere Markov Prozesse).
Vom Blickwinkel des Transitionssystems aus läßt sich daher auf einfache
Art und Weise ein Überblick sowohl über Modellierungsformalismen
als auch über Analyseverfahren gewinnen.
Literatur
-
Ho,Y., Scanning the Issue: Dynamics of Discrete Event Systems, Proceedings
of the IEEE, Vol 77, No 1, Januar 1989
-
Arnold,A., Finite Transition Systems: Semantics of Communicating Systems,
int. Series on Computer Science, Prentice Hall, 1994. (ZB : Sn 19907)
-
Hogrefe, D., Estelle, Lotos und SDL Standard-Spezifikationssprachen für
verteilte Systeme, Springer-Compass, 1989 (ZB : Sn 17634)
-
Bause, F., Kritzinger, P.S., Stochastic Petri Nets - An Introduction to
the Theory , Advanced Studies in Computer Science, Friedr. Vieweg &
Sohn Verlag, Braunschweig/Wiesbaden (Germany), 1996.
-
Sreenivas,R.S., Krogh,B.H., On Condition/Event Systems with Discrete State
Realization, Discrete Event Dynamic Systems: Theory and Applications 1,
1991: 209-236.
-
Kuhn, A. u.a.: Prozeßketten in der Logistik. Verlag Praxiswissen,
Dortmund 1995.
weiter Literatur in der Vorlesung
Unterlagen
Folienkopien als Handouts begleitend zur Vorlesung